Olympiatagebuch 2004 von Peter Münch

Olympia

Tag 18
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LH 3381 Athen - Frankfurt

30. August | 18. und letzter Tag

So. Da isser nun, der angekündigte Bericht:

Vielleicht verlangen große Momente einfach eine gebührende Anstrengung oder Buße im Vorfeld. So schleppte ich jedenfalls meinen schwerer gewordenen Rucksack, die Fototasche und das Laptop zur Metro. 250m können da ganz schön lang werden. Kaum war der Schweiß getrocknet, im Fluhafen die gleiche Plackerei. Dafür dann anderthalb Stunden an der Lufthansa-Schlange warten. Wenigstens Zeit, die ganzen Promis aus Showgeschäft, Fernsehen und Sport) anzuschauen. Warum aber stehen die nicht in der Schlange?

Endlich am Gate dann nur noch Sportler. Denkt Euch einfach irgendeinen aus (außer Jan Ullrich und Franzi van A.). Heiner Brand, der Handballbart am Security-Check direkt hinter mir. In der Halle treffe ich dann endlich Marion Wagner, die immer noch Trost braucht, so groß ist die Enttäuschung über das schlechte Staffelresultat. Denise übergibt mir die letzten Erinnerungsstücke mit den Unterschriften der Hockeymannschaft.

Man hat mich mit (Sorry, you have to travel Business-Class today. We are overbooked.) in die Edelabteilung abgeschoben. Das bedaure ich ausnahmsweise auch, denn die Mannschaft sitzt Economy, und da wär ich auch schon gerne dabei gewesen. Aber ich kann ja nach hinten gehen und da keine Journalisten an Bord sind, gibt es von mir die exklusiven Bilder.

Hockey feiert: Caro, Tina, Kaiser
Hockey feiert: Caro, Tina, Kaiser
Ich kann Euch sagen, dass die Hockeymädels Stimmung gemacht haben, während die Herren Kretschmar („Hee Kretsche, wo sitztn Du?“) und Lobinger so gar keine Lust hatten auf irgendwas. Der putzigen Sabrina Mockenhaupt hab ich gesagt, dass ich sie die 10.000 hab laufen sehen und dass sie zwar hinterhergelaufen sei, aber es mir gefallen hat, wie sie eine Gegnerin nach der anderen abgearbeitet hat. Sie hat trotzdem gelächelt. Bestätigt hat sich mein schönes Vorurteil, dass Handballer rauhe Gesellen sind.

Nicht erzählen werde ich, wer sich komplett mit Rotwein eingesaut hat (sehr günstig, kurz vor dem Empfang durch die Presse).

Die Presse wartet
Die Presse wartet
In Frankfurt dann müssen die normale Passagiere (und sogar Heike Drechsler) hinten aussteigen und werden schnell mit einem Bus vom Schauplatz entfernt. Die Presse wartet schon auf dem Rollfeld.

Am Gepäckband trudeln die Athleten langsam wieder ein. Und die Presse. Sehr gefragt ist der winzige Fabian Hambüchen, der in echt noch viel jünger aussieht als auf Fotos. Eher wie 14 als wie 16. Er sagt den Journalisten, dass er froh ist, endlich von Athen weg zu sein. Immer das gleiche. Und schlechtes Essen. Aber das Reckfinale wäre schon sehr schön gewesen. Ich hab’s nicht gesehen.

Sehr günstig, dass die schwarzen Adidas-Olympiataschen der Athleten alle gleich aussehen. Also: alle Taschen auf dem Gepäckband umdrehen und die Aufkleber lesen.

So einen Empfang hatte ich nicht erwartet
So einen Empfang hatte ich nicht erwartet
Die Liebste hat mich per Telefon schon vorgewarnt, was hinter der Ausgangstür los ist. Man hört das Geschrei schon hier drin. Also hänge ich mir die Schwarzrotgelbe Fahne um, mache mein Blinklichtanhänger an und marschiere nach draußen. So viele Menschen. Ich mache ein paar Bilder und rufe „Stimmung“ worauf dann tatsächlich Applaus aufbrandet. Mein Bruder ist auch da und macht Fotos. Die Liebste hat eine Medaille und einen Olivenbaumkranz für mich. Aber als die ersten Kinder Autogramme von mir wollen, ist es genug und ich lege alles wieder ab.
Rüsselsheim feiert weiter
Rüsselsheim feiert weiter
Als alle Fangrüppchen ihre Helden in Empfang genommen haben, verläuft sich das Ganze doch etwas. Die Feier bei Pizza/Pasta ist nur für die Athleten. Zeit, nach Mannheim zu fahren.

Bleibt weiter dran, es gibt noch einiges zu berichten und aufzuarbeiten in den nächsten Tagen!