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14. August | 2. Tag Vormittag
Die Wettkämpfe beginnen. Also fast. Denn ich habe keine Lust, schon um 8.30 Uhr im Hockeystadion zu sein. Ich muss ja noch das Internet ans Laufen bringen. Immerhin find ich heraus, dass es nicht klappen kann, weil die Telefondose tot ist. Das kann ich beheben, aber es klappt dennoch nicht. Frustriert mache ich mich auf den Weg zum Helleniki Olympic Komplex, wo mehrere Anlagen und Hallen auf einem Gelände sind, u.a. Hockey, Fechten, Basket-, Base- und Softball. Dort will ich meine reservierten Eintrittskarten holen und einfach mal checken, wie man hinkommt und mir einen ersten Eindruck verschaffen.
Die Metro ist zuverlässig, schnell und fährt häufig. Die bringt an die Küste, wo ich in die neue TRAM einsteigen will, die am Meer entlang an verschiedenen Stadien vorbei fährt. Theoretisch ganz einfach, ist die Praxis erstaunlich unscharf. Da alles neu gebaut ist und riesige Flächen angelegt sind, fällt die Orientierung schwer. Schilder sind entweder nicht da, oder nur auf griechisch oder unklar. Dafür stehen eine Menge Helfer rum, die aber auch alle noch neu sind. Ich finde jedenfalls die TRAM, eine ganz futuristisch aussehende Straßenbahn und warte erst Mal eine Ewigkeit auf dem Bahnsteig, dann eine Ewigkeit in der Bahn, bis es losgeht. Im Zug keinerlei Hinweise auf die Stationsfolge, geschweige denn auf die Sportstätten. So herrscht leidliche Verwirrung. Zum Glück wusste ich noch von Uli, wo ich aussteigen musste.
| | | | Zentrale Straße in Hellinikon |
| | | | Hockeystadion Gegentribüne |
| | Im Helleniko ist das dann ungefähr so: riesenbreite Zugangswege, Fahnen und Absperrgitter und überall sitzen menschen mit Megaphonen (oder schreibt man jetzt Megafon?) auf Stühlen wie Bademeister und rufen Dinge wie „Softball to the right, Hockey to the left....“ das versteht man meistens nicht, aber da die Symbole groß an den Hallen dran sind, macht das auch nix. Dann sind wieder viele nette Ordner, die sich sehr freuen, Teil der Spiele zu sein, und die mir den Weg weisen.
Als erstes hole ich die reservierten Tickets am Tickethäuschen. Das hat mehrere Schalter, die Hälfte davon frei. Da will ich hingehen, aber am Zugang stehen drei wieder nette Ordner, lächeln mich an und fragen, was ich will. was wird ich wohl wollen am Kassenhäuschen! Aber ich bleibe auch nett und sage, was ich will. Sie freuen sich wieder, offensichtlich über meine richtige Antwort und dann darf ich an den Schalter. Und was ich so nicht unbedingt erwartet hätte: innerhalb von zwei Minuten habe ich meine übers Internet bestellten Tickets in der Hand.
Ich erzähle Euch heute etwas mehr, weil es auch für mich neu ist und weil ich heute auch Zeit habe, zu schreiben. Aber bleibt dran, denn dieser Tag sollte spektakulär weitergehen.
| | | Nippon, Nippon! | Nach über anderthalb Stunden stehe ich endlich im Hockeystadion. Es ist ganz schön, aber voll in der Mittagssonne und die Holländer hocken alle im Schatten der Videowand. Aber die haben schon gespielt und können sich ausruhen. Schreien müssen jetzt 100 Japaner und 5 Chinesen. Die Chinesinnen gewinnen trotzdem.
Überraschung: man kann sich im Stadion relativ gut bewegen und die Plätze wechseln. Die Verpflegung ist günstig: die Flasche Wasser kostet gerade mal 50 Cent. Das ist mehr als OK.
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14. August | 2. Tag Mittag
Die beiden Morgenspiele sind vorbei und ich fahre mit Uli in die Innenstadt um die Mädels zu treffen und beim Radrennen zuzuschauen. Wir finden uns schließlich auch. Wir sehen auch die Radlfahrer, aber weils so schnell ist erkennen wir niemanden. Naja, ich glaube, ich hab Ete Zabel erkannt. Da ich nur zweieinhalb Stunden geschlafen hatte, bin ich am Zusammenklappen und wir fahren zur Siesta in die Wohnung, um uns um 16.15 wieder zu treffen, denn wir wollen die deutschen Hockeyfrauen gegen Australien sehen.
Gelegenheit, um einen weiteren Internetversuch zu machen Ich bin sehr angespannt, denn ich bin 24 Stunden in Athen und konnte noch keinen Eintrag machen. Der Kollege Benz ruft mich an und gibt mir eine T-Online-Hotline. Nach drei Minuten in der Warteschleife dann endlich eine Aussage. Interessanterweise wieder eine neue Information, was man in welche Felder eingeben muss. Als ob das bei T-Online nicht alle wissen könnten. Uli steht schon aufbruchbereit in der Tür, als die Verbindung endlich steht. Ein erstes Zeichen, dass dieser Tag noch größeres bringen würde.
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| 14. August | 2. Tag Abend
Im Stadion treffen wir erst mal Fannys Eltern und Alex Kollmar. Alex ist die Spielerin, die es als 17. nicht in den Hockeykader geschafft hat. Und kurz vor dem Spiel taucht noch Gerda Brand auf. Für alle Nicht-Mannheimer: Frau Brand ist die Sportbeauftragte der Stadt Mannheim. Da wir sechs fanmäßig einheitlich gekleidet sind, ziehen wir weitere Fans zu unserem Block. Wer das Spiel gesehen hat, der hat uns, wenn nicht gesehen, dann auf jeden Fall gehört. Wir waren die mit den roten balloon-sticks, auch „noise-maker“ genannt. Die gehören zur Fanausstattung des DHB und erlebten durch uns ihre Premiere.
| Was soll ich sagen. Es ist uns gelungen, die Mannschaft zum 2:1 Sieg über den amtierenden Olympiasieger zu schreien und zu tröten. Wir saßen auch so nah dran, dass wir ohne Mühe den Spielerinnen zurufen konnten. Auch wenn wir am Ende schwer zittern mussten, war es doch ein starkes Match, ein verdienter Sieg durch viel Körpereinsatz und Kampfgeist. Unser Lohn war eine Welle der Mannschaft.
So konnten wir entspannt den Interviews und dem zweiten Spiel Argentinien – Spanien zuschauen und mit Fanny sprechen. Fanny und Markus hatten eine Einladung zum Aktuellen Sportstudio mit Kerner. Blöd war, sie wusste nicht wo. Nur, dass es auf einer Straße unterhalb der Akropolis sein sollte.
Klar, dass dies nicht ohne unser Team stattfinden konnte. Aber wie da hinkommen, wenn wir nicht wissen, wo das ist? Fanny hat zumindest versprochen, noch mal anzurufen.
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14. August | 2. Tag Nacht
Der Auftritt sollte um 24 Uhr sein, also noch genug Zeit. So schlendern wir gemütlich zum Bus – es ist 22 Uhr. Im Bus plötzlich Fannys Nummer auf dem Handydisplay. Ich rufe sie an und sie sagt, dass das Interview aufgezeichnet wird und dass es in 15 Minuten losgeht. Die Straße verstehe ich nicht. Wahrscheinlich hat sie auch keine genannt. Also schnell in die Metro und bis Akropoli. 10 Minuten. Aber wie jetzt weiter? Wir beschließen, einfach um die Akropolis rumzulaufen. Und das ist weit. An einem Infostand versuchen wir noch, über Internet rauszukriegen, wo das ZDF sein Studio hat. Nix zu machen. Wieder 10 Minuten verloren. Also laufen wir weiter.
| Nach 5 Minuten 200m links vorne, oberhalb eines Wäldchen ein paar Lichter und etwas blaues. Carmen schreit: „Da ist Fanny, ich seh Fanny. FAAAAANNY, warte auf uns.“ Und es war tatsächlich Fanny, die mit dem Rücken zu uns auf einer Dachterrasse neben Kerner sitzt und „Hierher“ schreit. Wir rennen im Dunklen durch das Wäldchen und stehen plötzlich in einer Straße und über uns schaut Fanny von der Dachterrasse und ruft, dass wir raufkommen können. Also nix wie hoch aufs Dach und gerade noch rechtzeitig zu Beginn der Aufzeichnung sitzen wir hinter den Kameras und bestaunen Fanny, Markus, Kerner und den Parthenon, der ausschaut wie eine Fototapete, aber echt ist. Geil. Rehhagel steht auch rum, denise Klecker ist – ein schönes Familientreffen. Bevor wir zum Torwandschießen runter auf die Straße gehen, machen wir noch Fotos mit Rehakles. Leider wird es unscharf. Er glaubt, dass die Mädels Spielerinnen sind und erzählt, dass er morgen bei Horst Köhler lecker essen geht und überhaupt würde er demnächst mit seiner Mannschaft in Prag sein. Was man halt so erzählt. Kerner war auch ganz verbindlich und hat sich gefreut („Oh, die Monnemer sin do“).
| Fast hätten wir Markus dazu gekriegt, mit uns noch was Essen zu gehen, aber schließlich siegte die Vernunft und nachdem sein Fahrer noch ein Gruppenfoto mit Markus, Fanny und Rehhagel bekommen hatte, ging’s zurück ind Dorf. Natürlich nicht für uns, denn das musste begossen werden. Mit Ouzo und Retsina. Aber das wieder ist eine andere Geschichte.
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