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Blues
 

26. August | 14. Tag morgens

Die Hühner sind weg! Heute morgen gegen 11 Uhr haben wir uns an der Metrostation Tavros verabschiedet. Zuvor noch die Wohnung in halbwegs ursprünglichen Zustand gebracht und dann die Taschen zur Bahn gewuchtet. Willkommen in der Heimat, Mädels, und genießt die restlichen Olympiatage am Fernseher und vor allem, schlaft Euch mal richtig aus.

Ich hab erst mal keine Lust, raus zu gehen und so hänge ich auf der Terrasse herum, lese die Süddeutsche und arbeite mich durch Denises E-Mails. Fanny kriegt eine Glückwunschanzeige, die ich schon mal vorbereite. Aber ich brauch noch das Foto mit Siegerkranz. Wird langsam Zeit, dass ich mich auf das Hockeyfinale einstimme.

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Gold! – wie fühlt sich Glück an?
 

Dass Glück ein so trauriges Gefühl ist, habe ich nicht gewusst. Seit Beginn der zweiten Halbzeit des Finales bis jetzt, Freitag Früh, steigen mir immer wieder die Tränen auf. Fragt mich nicht, warum, aber etwas Großartiges hat einen unglaublichen Abschluss gefunden. Seit 14. August sind wir (die Hühner und ich und die Mannschaft) durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen. Am zweiten Tag in Athen, nach dem Sieg über Australien und unserem Sportstudioauftritt haben wir uns gesagt: „Alles ist möglich! Wenn wir etwas wirklich wollen, dann schaffen wir das auch.“ Manchmal haben wir daran gezweifelt, aber schlussendlich hat sich diese Devise immer bewahrheitet.

Wir sind Olympiasieger und das „wir“ meine ich auch so. Und Ihr gleich mit. Mein Telefon stand nach dem Sieg nicht mehr still. Und ich hab ja nicht gespielt. Aber dabei sein ist alles und für Euch gilt das offenbar auch.

Michi und Sarah
Michi und Sarah 
Gold für die deutschen Fans
Gold für die deutschen Fans 

Die erste Halbzeit schaue ich von der Tribüne ganz oben an. Der Fanblock ist noch einmal größer geworden – die Rüsselsheimer sind spontan eingeflogen. Aber es gibt dauernd Stress mit den Ordnern. Ich bin sowieso schon im Paralleluniversum und ohne die Hühner kann ich die Kraft, noch einmal 70 Minuten zu schreien, nicht aufbringen.

Die Zweite Halbzeit bin ich hinter dem holländischen Tor und dahin verlagert sich der Fanblock. Hinter mir stehen die deutschen Hockeyherren und schauen verhalten angepisst. Am Schluss jubeln sie aber dann doch. Ich gebe zu, der deutsche Block war sensationell: wir haben in der Vorrunde und im Halbfinale gute Aufbauarbeit geleistet.

 
 

Dr. Klaus Steinbach streut die Information, dass die Mannschaft und alle Fans ins Deutsche Haus kommen können. Sarah, Michi, Fannys Cousine und ich fahren mit Fannys Eltern mit dem Auto dorthin. Wir irren lange um das Stadion rum, bis uns ein Taxifahrer endlich hinlotst. Überfüllt, wir sind zu spät. Fanny ans Tor rufen, drei Minuten Diskussion und wir sind drin!! Wenn man etwas wirklich will, dann geht es in Erfüllung.

 

Ab jetzt nur noch Party. SWR3 macht die Musik. Die Fußballfrauen sind da, ich treffe Daniel Strigel, schon in Zivilkleidung, Judith Arndt hat Spaß. Schade, CarmenSandraIngaSilviKathrin, das hätte Euch gefallen. Denise hängt mir ihre Medaille um und macht ein Foto. Ich bin Olympiasieger!! Das Essen ist aus – so eine Party gab’s noch nicht in diesen Tagen. Wir treffen Superstar Nektarios, der ganz nett mit Sarah plaudert. Gegen drei Uhr kommt die argentinische Hockeynationalmannschaft, die die Bronzemedaille gewonnen hat.

Um vier machen wir uns auf den Nachhauseweg, laufen zwei Kilometer bis zur Metro um 5 sind wir im Bett. 9 Uhr aufstehen. Uli sagt: „Ich habe geträumt, wir wären Olympiasieger.“

Markus hat vor Athen eine Ansprache an die Mannschaft gehalten. Auf einem Zettel standen die Stichworte. Rechts unten auf dem Zettel stand: „Wir sind die Mannschaft, die überraschen wird“.

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