18. August | 6. Tag Vormittag

Die Hollis haben uns im Schnelldurchgang abgefertigt. Es reichte ihnen eine Halbzeit und es stand 4:0. Da hat das eine deutsche Tor auch nichts mehr ausgemacht. Trotzdem war die Stimmung bei uns Fans gut. Die Mädels hatten in den letzten Tagen fleißig Zuschauer akquiriert und so konnten wir einen schönen Block bilden. Allerdings nicht so schön, wie die Holländer. Auch Fannys und Carmens Eltern und Geschwister waren da – fast ein Familientreffen. Gute Nachricht: wir dürfen morgen ins Olympische Dorf, schlechte Nachricht: Deutsches Haus klappt nicht.

Um 12:30 Uhr gebe ich SWR4 Kurpfalzradio das bereits erwähnte Telefoninterview, was nicht leicht ist im Stadion, da an jeder Ecke anderer Lärm ist. Gesendet wird das Interview am Donnerstag morgen, weshalb ich immer sagen muss: „heute gehen wir ins Olympische Dorf“.

Heute Nacht bin ich um vier Uhr aufgewacht, weil auf der Straße Lärm war. Vom Balkon aus konnte ich sehen, dass Gemüsekisten ausgeladen wurden. Heute Morgen war auf der Straße der schönste Markt aufgebaut. Aber meine Nacht war auch wieder am Arsch.

Dementsprechend verwirrt mache ich mich um 13 Uhr vom Hockeystadion auf den Heimweg um ein Nickerchen zu machen, treffe aber im Bus einen Holländer, der mir erzählt, dass Holland schon sehr aufgeregt ist, weil man noch keine Goldmedaille und überhaupt wenig Medaillen gewonnen hat. Naja, wenig Medaillen gewinnen können wir auch. Da fühle ich mich ihm gleich verbunden und überhaupt sind die Holländer gar nicht so übel und einen Prinzen haben sie auch. darauf kann man aufbauen.

18. August | 6. Tag Abend

Die Wirklichkeit hat uns wieder. Nach den Hockeyfrauen holen sich heute Abend auch die Volleydamen eine Packung gegen die Russinnen ab. Im ersten Satz sahs noch ganz gut aus, aber als der mit 30:28 verloren ging, habe ich schon Übles geahnt. So kams dann leider auch. Die Russinnen hatten aber auch ein Tier im Angriff, die war bestimmt 2,05 groß und hat fast alles versenkt.

Es gefällt mir ganz gut, mit Deutschlandfahne zu den deutschen Wettkämpfen zu gehen. Das setzt sich auch allgemein durch. Der Look: Fahne als Hüfttuch. Ich werde seitdem auch öfters gefragt, woher ich komme. Und in den Hallen finden sich die Fans und bilden Blöcke. Die Brasilianer sind darin sehr gut.

Auch trifft man hin und wieder die selben Leute oder Gruppen, wie z.B. eine ca. 20-köpfige Truppe aus Münster, die als Götter verkleidet bei den Wettkämpfen auftauchen. Das heißt, sie haben so eine Art griechische Gewänder um. Oder T-Shirts mit der kompletten Götter-Namensliste. Ein anderer ist der, der den Olympia-Ring-Kopfschmuck trägt und versucht, Sportler oder Promis damit zu porträtieren (siehe René Hiepen).

Fanny hat durchgerufen: am Donnerstag um 18 Uhr dürfen wir ins Athletendorf – danach gibt’s einen Umtrunk auf unserer Dachterrasse. Die und den Akropolisblick zeige ich Euch in Kürze.

Wie ich höre, ist meine Studiomail auf SWR3 über den Äther gegangen. Aber das nützt mir nichts. SWR3: wir wollen ins Deutsche Haus. Das muss doch drin sein!